Sonntag, 19. April 2015

Mission Triton – Zum aktuellen Einsatz von Frontex vor der italienischen Insel Lampedusa


366 tote Flüchtlinge – Mit dieser dramatischen Zahl begann vor eineinhalb Jahren die Geschichte gesamteuropäischer Einsätze vor der Mittelmeerinsel Lampedusa. Die Rettung von Flüchtlingen aus afrikanischen Staaten ist seitdem allerdings in den Hintergrund gerückt. Die europäische Agentur für die operative Zusammenarbeit an den Außengrenzen der Mitgliedstaaten der EU deklariert als Hauptziel die Sicherung dieser Grenzen. Kritik wird vor allem von Menschenrechtsorganisationen geäußert.




Auf eigenes Engagement hatte die italienische Regierung im Oktober 2013 eine Operation der Küstenwache und Seenotrettung gestartet. Unter dem Titel „Mare Nostrum“ rettete das Programm, ausgestattet mit einem Führungsschiff, mehreren Fregatten, Patrouillenbooten und Transportschiffen sowie mehreren Hubschraubern, bereits in den ersten sechs Einsatzmonaten über 30.000 Flüchtlingen das Leben. Zum Ende der Mission am 31. Oktober des darauffolgenden Jahres konnte man eine Bilanz von 140.000 geretteten Nordafrikanern veröffentlichen.

Bereits am folgenden Tag startete die Frontex-geführte Triton-Mission ihren Einsatz. Mängel in der Organisation wurden schon zum Beginn des Programmes deutlich. Die gesamteuropäische Agentur verfügt im Gegensatz zum Staat Italien über keine eigenen Marineeinheiten. Alle Mittel mussten von den EU-Mitgliedern bereitgestellt werden. Das magere Ergebnis liest sich wie folgt: sieben Schiffe, vier Flugzeuge und ein Hubschrauber.

Als Hintergrund dafür ist nicht nur das geringe Budget der Triton-Mission zu nennen. Zwar stellen die monatlichen, finanziellen Mittel mit 2,9 Millionen Euro nur ein Drittel jener von Mare Nostrum dar, der Hauptkritikpunkt sind sie allerdings nicht. Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty Internation oder Pro Asyl bemängeln viel mehr die formulierte Zielsetzung der Mission. Der Schutz europäischer Außengrenzen vor illegaler Einwanderung steht nicht in Kongruenz zum Aspekt der Seenotrettung, den der Vorgänger Mare Notrum betont hatte. Menschenrechte und internationales Flüchtlingsrecht werden von der EU in dieser Mission immer wieder vernachlässigt. Bestätigt wird dies durch eindeutige Zahlen: Über Eintausend Tote hat es vor Lampedusa allein in den ersten viereinhalb Monaten des Jahres 2015 gegeben.

Die Rettung von 13.000 nordafrikanischen Flüchtlingen in den ersten beiden Missionsmonaten kann die Totenzahlen laut den Stimmen der Menschenrechtler nicht verdecken. Sie fordern für die Zukunft eine europäische Seenotrettungsaktion von Frontex und dazu kontrollierte Weiterreisemechanismen für die Hilfesuchenden in andere EU-Länder.
VB

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